Vor mittlerweile drei Jahren wurde die Online-Handelsplattform SECONTRADE gegründet, um den Handel mit Sekundärrohstoffen zu revolutionieren. Was als Vision begann, ist heute ein wichtiger und vor allem krisensicherer Bestandteil der Kreislaufwirtschaft in Österreich und Europa. Denn die Rohstoffwiederverwertung ist im Kampf gegen den Klimawandel und die Rohstoffknappheit wichtiger denn je.
26.400 Tonnen gehandelte Sekundärrohstoffe von 200 Nutzerinnen und Nutzern aus 23 Ländern: das ist die erfolgreiche Bilanz der Online-Handelsplattform SECONTRADE in den vergangen drei Jahren. Seit ihrer Gründung durch die UFH Holding 2018, ist die erste Europäische Handelsplattform ihrer Art längst von einer Vision zu einer wichtigen Größe in der Kreislaufwirtschaft in Österreich und Europa avanciert. Tagtäglich und rund um die Uhr können darauf wertvolle Rohstoffe, die z.B. aus Altgeräten, Altmetallen und Kunststoffabfällen gewonnen werden, von Recyclingbetrieben, Rohstoffhändlern oder Stahlwerken gekauft und verkauft werden. Und das absolut krisensicher in Zeiten, in denen der stationäre Handel nur eingeschränkt möglich ist.
Für Brigitte Reich, Geschäftsführerin von SECONTRADE, hat gerade das Krisenjahr 2020 gezeigt, dass das Angebot der Handelsplattform genau am Puls der Zeit ist. Bei SECONTRADE möchte man nun aus der Anfangsphase heraus den nächsten Schritt machen, denn auch innerhalb der Industrie wächst die Akzeptanz für und die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen, wie Reich erklärt: „Vor allem im vergangenen Jahr haben wir gesehen, wie viel Potential im Modell von SECONTRADE steckt. Wir bieten qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe flexibel und unabhängig von anderen Wirtschaftsräumen an. In Zeiten von nur eingeschränktem Handel und teilweise oder sogar gänzlich unterbrochenen Lieferketten, erkennt die Industrie als unser Endkunde mehr und mehr den Wert von lokalen Rohstoffangeboten. Genau dort kommen wir mit unserer Plattform ins Spiel und liefern diese transparent und hinsichtlich der Herkunft gut dokumentiert und nachvollziehbar.“
Sekundärrohstoffe gewinnen auch abseits des Klimaschutzes an Bedeutung
Dass eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und somit die Rückführung von wertvollen Rohstoffen ein wichtiger Faktor für den Klimaschutz sind, ist unbestritten. Spätestens mit dem European Green Deal ist die Kreislaufwirtschaft in Europa auch in die Mitte des politischen Bewusstseins vorgedrungen. Dabei schützen Sekundärrohstoffe die Umwelt nicht nur mehrfach, sondern die Wiederverwendung von bestimmten schon sehr knappen Rohstoffen ist auch ein wichtiger stabilisierender Faktor für den Rohstoffmarkt, wie Brigitte Reich weiter erklärt: „Durch die Wiederverwertung jeder Tonne Stahl- und Eisenschrott wird der Abbau von 1,5 Tonnen Eisenerz, der ohnehin immer schwieriger wird, vermieden. Darüber hinaus spart eine Tonne wiederverwerteter Stahlschrott die gleiche Menge an CO2 ein. Gerade Stahlschrott ist ein Paradebeispiel für die verlustfreie Wiederverwertung. Sie bringt entscheidende Vorteile für den Umweltschutz und sorgt durch das Schließen von Versorgungslücken gleichzeitig für eine Preisstabilisierung auf dem Markt, da der dafür notwendige Rohstoff langsamer verknappt und somit weniger schnell teurer wird.“ Der Kreislauf bei Stahlschrott ist laut Reich heute so gut wie geschlossen, aber auch andere Materialien wie Aluminium und Legierungen können mit den heutigen Verfahren nahezu ohne jeglichen Qualitätsverlust umgeschmolzen und neu gegossen werden.
Möglichkeiten steigen, Recycling wird komplexer, Industrie verändert sich
Das bedeutet aber auch, dass der Prozess der Entsorgung an sich immer komplexer und aufwendiger wird, um wirklich alle heute bestehenden Möglichkeiten der Wiederverwertung von Rohstoffen ausschöpfen zu können. Das spüren vor allem die Entsorgungsbetriebe, die das erste und wichtigste Glied in der Kette der Wiederverwertung von Rohstoffen sind, wie Robert Töscher, Geschäftsführer der UFH-Gruppe erklärt: „Das Recycling und Rückführen von wichtigen knappen Rohstoffen hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und ist wesentlich komplexer geworden. Das ist einerseits sehr erfreulich, weil heute im Vergleich zur Vergangenheit viele Materialien wiederaufbereitet werden und somit auch mehr wertvolle Rohstoffe vor dem Abbau geschützt werden. Gleichzeitig steigen dadurch aber auch die Anforderungen an Recyclingbetriebe. Mit SECONTRADE haben wir als einer der ersten in Österreich einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht, dem viele andere gefolgt sind.“ Laut Töscher braucht es künftig aber nicht nur neue Technik, sondern auch gut ausgebildetes Fachpersonal in der Recycling-Industrie, um mit den Anforderungen von morgen Schritt halten zu können. „Führt man sich vor Augen, dass etwa ein gewisser Anteil an Sekundärrohstoffen in Zukunft in neuen Produkten enthalten sein wird müssen, ist das sicherlich eine große Herausforderung die, auf uns zukommen wird“, so Töscher.